In der digitalen Landschaft ist es nicht ausreichend, einfach nur eine Website oder einen Online-Shop zu haben. Angenommen Sie haben ein Ladengeschäft in der Innenstadt. Wunderbar, Sie können von Laufkundschaft profitieren! Das funktioniert aber im Internet nicht so einfach, denn im weltweiten Netz gibt es halt nicht die eine Einkaufsstraße, wo Sie sich einmieten können und Ihren Laden eröffnen. Oder doch?
Ich beobachte immer wieder, wie sich kleine und mittlere Unternehmen in Deutschland darauf konzentrieren, Inhalte auf ihre Websites zu stellen und mit großem Eifer daran arbeiten, das ganze fachlich korrekt zu präsentieren. Oft werden aber ganz entscheidende Bausteine für die Sichtbarkeit ihres Onlineangebots vernachlässigt. Deshalb gebe ich Ihnen heute sowohl einen Blick aus der Vogelperspektive, als auch eine praxisnahe Anleitung speziell für das Thema Suchmaschinenoptimierung (SEO).
Grundlagen: Warum Sie nicht ignorieren können, was Sie nicht kennen
SEO, die Abkürzung für „Search Engine Optimization“, und SEA, kurz für „Search Engine Advertising“, sind Begriffe, die in den letzten Jahren in der deutschen Unternehmenslandschaft immer mehr an Bedeutung gewonnen haben. Beide Themen sind in der aktuellen Weltlage sehr auf Google fokussiert, einfach weil dieses Unternehmen der dominante Player ist und die weltweit beliebteste Suchmaschine mit über 80% Marktanteil. In Deutschland hat sich der Markt für Suchmaschinenmarketing rasant entwickelt. Laut dem Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) ist der Umsatz in diesem Bereich zwischen 2015 und 2020 um über 20% gestiegen.
Aber warum gibt es in Unternehmen Vollzeit-Stellen, die einzig und allein SEO oder SEA als Aufgabengebiet haben? Weil die Komplexität und die Anforderungen in diesen Bereichen so hoch sind, dass sie eine spezialisierte Expertise erfordern. Google ändert seinen Algorithmus regelmäßig, und was gestern noch funktionierte, kann morgen schon veraltet sein.
Warum investieren?
Jetzt fragen Sie sich vielleicht: „Warum sollte ich Geld in SEO oder SEA investieren?“ Die Antwort ist simpel: Weil die Konkurrenz es tut. Und weil Sie, wenn Sie es nicht tun, schlichtweg unsichtbar bleiben. In einer Welt, in der über 90% der Internetbesuche mit einer Suchmaschine beginnen, können Sie es sich einfach nicht leisten, nicht präsent zu sein.
Gehen wir zurück zum Beispiel vom Anfang: wenn Sie in der beliebtesten Einkaufsstraße ihrer Stadt einen Laden aufmachen, haben Sie Laufkundschaft. Im Internet ist die Laufkundschaft ein Mensch, der einen Suchbegriff in der Suchmaschine eingibt. In der Einkaufsstraße werden Sie eine entsprechende Quadratmeterpacht zu berappen haben. Im Internet ist es notwendig, dass Sie dort sichtbar werden, wo die meisten Menschen starten: in der Suchmaschine.
Eigenes Personal oder Outsourcing?
Als Unternehmer stehen Sie vor der Wahl: Stelle ich einen eigenen Mitarbeiter für SEO und SEA ein oder outsource ich diese Aufgaben? Beides hat Vor- und Nachteile. Der eigene Mitarbeiter wird Ihr Unternehmen mit der Zeit in- und auswendig kennen und kann sich tiefer in Keywords und Themengebiete einarbeiten, die für Google relevant sind. Vielleicht findet er sogar eine Keyword-Nische für Sie, aber dazu später mehr. Das Outsourcing bietet natürlich mehr Flexibilität und gleichzeitig Zugang zu einem besonders breiten Spektrum an Fachwissen. Für viele mittelständische Unternehmen ist eine Kombination aus beidem oft der beste Weg. Vielleicht beauftragen Sie eine Agentur oder einen Spezialdienstleister für SEA, holen sich aber einen Experten für SEO ins Haus. Es gibt hier kein „richtig“ und „falsch“ – am besten treffen Sie ihre Entscheidung, indem Sie ein Verständnis für die Themen entwickeln (zum Beispiel mit diesem oder ähnlichen Blogartikeln) und dann die Relevanz für ihr Unternehmen bewerten.
SEO und SEA: Zwei Seiten einer Medaille, aber nicht die gleiche Währung
Obwohl beide Begriffe mit Suchmaschinen zu tun haben und oft im gleichen Atemzug genannt werden, sind sie keineswegs identisch.
- SEO ist die Kunst, Ihre Website so zu optimieren, dass sie von Suchmaschinen besser gefunden wird. Sie müssen verstehen, nach welchen Kriterien die Suchmaschine vorgeht, wenn sie einen Treffer vorschlägt. Sie müssen ihre Konkurrenten kennen, sich mit Suchbegriffen beschäftigen, die für Sie interessant sind. Sie schauen sich Daten und Fakten an, interpretieren, führen immer wieder Optimierungen durch und bewerten dann den Erfolg. Es geht hier um ein langfristiges Engagement, das Geduld und stetige Anpassung erfordert. Am besten lässt sich SEO tatsächlich wieder mit der Einkaufsstraße vergleichen: ein Pachtvertrag ist ja auch meist auf längere Zeit angelegt und den Bodenbelag im Eingangsbereich oder die Leuchtreklame am Haus werden Sie langfristig festlegen wollen. Kurzfristig werden Sie im Bereich SEO jedenfalls nicht viel reißen, also denken Sie hier bitte in Zeiträumen größer 6 Monate, wenn Sie ihre Strategie planen.
- SEA hingegen ist die Kunst der bezahlten Werbung in Suchmaschinen. Es ist eher kurzfristig ausgerichtet und bietet schnelle, aber oft auch flüchtige Erfolge. Vergleichen können Sie das mit einer ganz normalen Anzeige in der Zeitung oder einem Plakat oder Wegweiser in Ihrer Einkaufsstraße. Sie bezahlen unmittelbar dafür, dass jemand, der den von Ihnen gewünschten Suchbegriff eingibt, ihre Website vorgeschlagen bekommt. Jemand sucht nach „Vanilleeis kaufen“? Sie können dafür bezahlen, dass ihre Website der erste Treffer bei Google ist! Beachten Sie aber, dass dies bei Google immer als Werbung gekennzeichnet wird.
In der Praxis bedeutet das: Wenn Sie langfristig erfolgreich sein wollen, kommen Sie um eine Kombination aus SEO und SEA kaum herum. Aber wie Sie diese Kombination gestalten und welche Ressourcen Sie dafür einsetzen, das hängt von vielen Faktoren ab: Ihrer Branche, Ihrer Zielgruppe und nicht zuletzt Ihrem Budget. Heute soll es aber erstmal um das Thema SEO gehen – also welche Schritte Sie unternehmen können, um ohne direkt Anzeigen zu schalten auf Google und anderen Suchmaschinen sichtbarer zu werden.
Schritt-für-Schritt zur SEO-Strategie: Warum Google nicht Ihr einziger Leser sein sollte
Lassen Sie mich gleich zu Beginn eines klarstellen: SEO funktioniert nur dann wirklich gut, wenn Sie auch inhaltliche Substanz bieten. Ich bin kein Fan davon, Inhalte ausschließlich „für Google“ zu schreiben. Ihre Zielgruppe sollte immer im Mittelpunkt stehen. Aber dennoch müssen Sie darauf achten, dass ihre Inhalte so angelegt sind, dass sie maximal von Suchmaschinen auszuwerten sind und Sie dürfen auch mal zusätzliche Inhalte mit dem Gedanken an Ihr Google-Ranking ins Netz stellen, sofern diese Inhalte auch einen echten Nutzwert bieten und sich nicht wie Kauderwelsch lesen.
Wie tickt Google oder: was ist PageRank?
Ziel Ihrer SEO Strategie ist es immer, möglichst unter den ersten Such-Treffern auf Google zu sein. Zumindest aber auf der ersten Seite der Suchergebnisse, denn kaum jemand scrollt ganz nach unten oder klickt noch auf Seite 2, 3, oder 4.
Damit das gelingen kann, sollten Sie wissen, wie man Google überhaupt beeinflussen kann. Fangen wir also vorne an: „PageRank“ heißt der zentrale Algorithmus, der von den Google-Gründern Larry Page und Sergey Brin entwickelt wurde, um die Relevanz von Webseiten in den Suchergebnissen zu bewerten. Stellen Sie sich das Internet als ein riesiges Netzwerk von Seiten vor, die durch Links miteinander verbunden sind. PageRank bewertet nun jede bekannte Website nicht nur nach der Anzahl der Links, die zu ihr führen, sondern auch nach der „Qualität“ dieser Links. Ein Link von einer „autoritären“ Seite mit hohem Qualitätsfaktor ist wertvoller als ein Link von einer weniger wichtigen Seite. Diese Qualität erarbeitet sich eine Seite im Laufe der Zeit selbst. Der Algorithmus berücksichtigt aber auch die Struktur der Links; das heißt, wie die Links auf der Seite verteilt sind und ob sie thematisch relevant sind. Man könnte sagen, PageRank ist eine Art Stimmungssystem, bei dem jede Verlinkung als Empfehlung betrachtet wird. PageRank ist einer von vielen Faktoren, die Google verwendet, um die Relevanz einer Seite zu bestimmen und seine genaue Funktionsweise ist ein Geschäftsgeheimnis. Google nutzt insgesamt über 200 verschiedene Faktoren, um die Relevanz und Qualität einer Webseite in den Suchergebnissen zu bestimmen. Einige der wichtigsten sind:
- Inhaltliche Qualität: Originalität, Ausführlichkeit und Relevanz des Inhalts.
- Schlüsselwörter: Verwendung von relevanten Keywords im Titel, in Überschriften und im Text.
- Nutzererfahrung: Ladezeiten, Mobile-Freundlichkeit und allgemeine Benutzerfreundlichkeit der Webseite (sofern dies messbar ist).
- Backlinks: Anzahl und Qualität der eingehenden Links von anderen Webseiten.
- Interne Verlinkung: Wie gut die Seiten innerhalb einer Website untereinander verlinkt sind.
- Soziale Signale: Erwähnungen und Interaktionen auf sozialen Medien.
- Lokale Signale: Ortsspezifische Informationen wie Google My Business, lokale Keywords und positive Bewertungen.
- Domain-Autorität: Das Alter, die Vertrauenswürdigkeit und die Autorität der Domain, also der Web-Adresse.
- Technisches: Generell sauberer Code, sowie die Nutzung spezieller Dateien mit Anweisungen für Suchmaschinen (z.B. robots.txt und XML-Sitemap).
- Verhaltensfaktoren: Wie Nutzer mit der Seite interagieren, einschließlich Klickrate (CTR), Verweildauer und Absprungrate.
- Frische des Inhalts: Aktualität und Relevanz des Inhalts in Relation zur Suchanfrage.
- HTTPS: Sicherheit der Website, insbesondere ob sie SSL-verschlüsselt ist oder nicht.
- Multimediale Elemente: Verwendung von Bildern, Videos und anderen Multimedia-Elementen. Google findet es super, wenn Sie multimedial unterwegs sind, weil das normalerweise das Nutzungserlebnis verbessert.
- Strukturierte Daten: Verwendung von Schema-Markup zur Verbesserung der Darstellung in den SERPs (Suchergebnis-Seiten).
Zuviel auf einmal für Sie? Also gut, fangen wir noch einmal ganz von vorne an. Wie starten Sie mit SEO für Ihr Unternehmen, wenn Sie das noch nie gemacht haben?
Schritt 1: Keyword-Recherche
Bevor Sie auch nur einen Buchstaben schreiben, müssen Sie wissen, wonach Ihre Zielgruppe sucht. Tools wie Google Keyword Planner, SEMrush oder Sistrix können Ihnen dabei helfen. Suchen Sie nach Begriffen, die relevant für Ihr Geschäft sind und viele Suchanfragen haben (man spricht hier von „Suchvolumen“). Sie können hier – wenn Sie es gut anstellen – auch Nischen finden, also Suchbegriffe mit niedrigem Volumen, die aber besonders relevant für ihr Geschäft sind. Wenn Sie für diese Suchbegriffe viele Inhalte haben, können Sie schnell auf die vorderen Plätze bei Google rutschen – aber eben auch nur für diese speziellen Suchbegriffe. Wenn Sie also nur eine Nische spielen und diese sehr klein ist, bringt’s also auch nichts. Dann haben Sie sich viel Arbeit gemacht für am Ende vielleicht 2-3 Klicks im Monat. Ein guter Anhaltspunkt sind Suchvolumina von 5.000 Anfragen/Monat oder mehr.
Schritt 2: On-Page-Optimierung
Jetzt, da Sie Ihre Keywords kennen, ist es an der Zeit, sie in Ihre Website einzubauen. Aber nicht wahllos! Jede Seite sollte ein primäres Keyword haben, das in Überschriften, im Text und in Meta-Beschreibungen erscheint. Aber übertreiben Sie es nicht; das nennt man „Keyword-Stuffing“ und Google mag das nicht. Und ganz ehrlich, Ihre Leser auch nicht. Was Sie aber gerne nutzen dürfen, sind LLM Modelle (z.B. chatGPT) und andere KI-Assistenten. Die können einem hier das Leben sehr viel leichter machen.
Schritt 3: Linkbuilding
Links sind die Straßen, die Suchmaschinen nutzen, um Ihre Website zu finden. Aber nicht alle Links sind gleich geschaffen. Ein Link von einer autoritären Website wie der New York Times ist mehr wert als ein Link von Max Mustermanns privatem Blog. Konzentrieren Sie sich auf qualitativ hochwertige, relevante Links. Und vergessen Sie nicht, auch interne Links (von ihrer Seite auf ihre Seite) zu verwenden, um den Traffic auf Ihrer eigenen Seite zu beeinflussen.
Schritt 4: Content is king
Ich kann es nicht oft genug betonen: Qualität über Quantität. Schreiben Sie Inhalte, die Ihre Zielgruppe ansprechen und ihnen einen Mehrwert bieten. Nur dann werden Sie auch von Suchmaschinen belohnt. Und nur dann werden Ihre Leser wiederkommen.
Schritt 5: Messung und Analyse
Sie können nicht steuern, was Sie nicht messen. Tools wie Google Analytics helfen Ihnen dabei, den Erfolg Ihrer SEO-Bemühungen zu überwachen. Achten Sie auf Kennzahlen wie die Click-Through-Rate (CTR), die Verweildauer und die Absprungrate.
Schritt 6: Laufende Optimierung
Wie oben schon beschrieben ist SEO kein einmaliges Projekt, sondern ein fortlaufender Prozess. Die Algorithmen jeder Suchmaschine ändern sich ständig, und was heute funktioniert, ist morgen vielleicht schon veraltet. Bleiben Sie am Ball, passen Sie Ihre Strategie an und vergessen Sie nie: Ihr Publikum kommt zuerst. Sie können auch von Zeit zu Zeit ein SEO Audit machen, um einen Eindruck davon zu bekommen, wo Sie stehen. Oder vielleicht liefert Ihnen ihre Marketing Automation Plattform Hinweise zu Ihrem SEO Status. Das bringt mich schon wieder auf ein ganz neues Blog-Thema. Würden Sie gerne mehr über Marketing Automation Systeme lesen?
Fazit
SEO, also die Optimierung für Suchmaschinen ist ein entscheidender Faktor für den Erfolg Ihres Online-Geschäfts – und zwar gerade dann, wenn Sie schon viele gute Inhalte auf ihrer Website haben. Und es ist kein Hexenwerk, wenn Sie mit der richtigen Strategie und einem Fokus auf qualitativ hochwertigem Content starten. Dann können Sie sowohl Google als auch Ihre Zielgruppe zufriedenstellen – und das ist das wahre Geheimnis eines erfolgreichen Online-Auftritts.
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