Warum Unternehmen Kreativität fürchten

Der Status Quo der digitalen Welt

Jeder Mensch hat eine angeborene Fähigkeit, auf kreative Werke emotional zu reagieren – sei es ein Musikstück oder ein gekonnt gestaltetes Produkt. Ein Baby, das spontan zu lachen beginnt oder sich beruhigt, wenn es eine Melodie oder ein Lied hört, reagiert intuitiv auf Klänge und Rhythmen, ohne dass es eine musikalische Ausbildung oder Verständnis für Musiktheorie braucht. Touchscreens werden von Menschen benutzt, als ob sie das Selbstverständlichste auf der Welt wären. Wir scheinen wohl gerne Dinge anzufingern und wenn diese noch mit bunten und leuchtenden Bildchen ausgestattet sind, umso besser.

Doch während die Endprodukte oft bewundert werden, bleibt der Weg dorthin oft unbeachtet. Kunst, Design und viele andere kreative Leistungen werden als selbstverständlich angesehen, aber dadurch auch übersehen, unverstanden oder nicht wirklich gewürdigt. Die meisten Menschen nutzen eben täglich ihr Smartphone, denken aber vermutlich eher selten über das Design nach, das dahinter steckt – obwohl jede Kurve, jedes Material und jede Funktion sorgfältig durchdacht wurde. 

Unsere Welt priorisiert Bequemlichkeit. Menschen sind bequem und es wird wenig Wert darauf gelegt, die Tiefe und Komplexität hinter kreativen Werken zu erkennen, und mehr Wert darauf, sie einfach zu konsumieren. Sich auf einen Künstler ernsthaft einzulassen, wäre anstrengend. Anstatt ein ganzes Musikalbum oder einen Film in seiner Gesamtheit zu erleben, überspringen viele Menschen Lieder oder Szenen, um schnell zum „Höhepunkt“ zu gelangen. Die Tiefe und Komplexität des Gesamtwerks gehen dabei oft verloren. 

Social-Media Kanäle wie Instagram machen sich diese passive Aufnahme von Kunst und Design zunutze und treiben sie auf die Spitze: Ein Fotograf kann ein beeindruckendes Bild auf Instagram posten und während Tausende es „liken“, nehmen sich nur wenige die Zeit, den Bildtitel zu lesen, die Beschreibung zu verstehen oder sich mit dem kreativen Prozess des Fotografen auseinanderzusetzen. Das Bild wird gescrollt, geliked und danach schon wieder vergessen, ohne wirkliche Wertschätzung für die Kunst oder den Künstler dahinter zu zeigen. Der Kontext wird durch die Plattform hergestellt anstatt durch den Künstler. 

Deshalb gibt es heute für Sie einen Artikel von mir zum Thema Kreativität und kreative Prozesse. Ich habe bereits vor mehr als zwei Jahrzehnten damit begonnen, meine Kreativität zu professionalisieren freue mich, mit Ihnen meine gedanklichen Prozesse teilen zu können. Auf einen Austausch mit Ihnen bin ich sehr gespannt!

Innovationsmangel führt zum Scheitern

Die Kreativität im kommerziellen Umfeld steht nochmal vor ganz anderen Herausforderungen als die des Künstlers, der nach Relevanz für seine Arbeit und persönlicher Anerkennung sucht. Die Mehrheit der Entscheidungsträger misst den Erfolg eines Produkts oder eines Designs an seiner Rentabilität oder bestenfalls an seiner Popularität – nicht aber an seiner künstlerischen Integrität, seiner gesellschaftlichen Relevanz oder am Innovationsgrad. Neuartige, bahnbrechende Ideen stoßen oft auf Widerstand oder Skepsis und werden zugunsten bewährter Konzepte verworfen. Dieser Trend zeigt sich überall, ist aber seit einigen Jahren sehr auffällig in der Filmbranche, wo Fortsetzungen und Remakes häufig wegen ihrer vorhersehbaren Rentabilität produziert werden. 

Dabei gibt es etliche Beispiele, bei denen diese Haltung zu Bankrott geführt hat und hier sind nur drei davon:

Eastman Kodak

Eastman Kodak war einst das führende Unternehmen im Bereich Fotografie. Sie haben die erste massentaugliche Kamera entwickelt und waren Pioniere in der Filmtechnologie. Überraschenderweise hat Kodak sogar den ersten digitalen Fotoapparat in den 1970er Jahren entwickelt. Trotz dieser bahnbrechenden Erfindung verpasste es das Unternehmen aber, sich auf den Siegeszug der Digitalfotografie vorzubereiten und hier ganz vorne mitzuspielen. Kodak hielt zu lange an der analogen Fotografie fest, während der Rest der Welt digital wurde. 2012 musste das Unternehmen schließlich Konkurs anmelden. Es zeigt, wie selbst Marktführer von disruptiven Technologien überrascht werden können, wenn sie nicht bereit sind, sich anzupassen.

Blockbuster

In den 1990er und frühen 2000er Jahren waren die Läden der Marke „Blockbuster“ die Anlaufstelle, wenn es um Filmverleih ging. Mit Tausenden von Geschäften weltweit schien das Unternehmen unaufhaltsam. Doch als Netflix auf den Plan trat und das Konzept des Online-Verleihs und später des Streamings vorstellte, verpasste Blockbuster die Gelegenheit, früh in diesen Markt einzusteigen. Es gab sogar einen Zeitpunkt, an dem Netflix Blockbuster seine Dienste zum Verkauf anbot, was abgelehnt wurde. Heute ist Netflix ein Multi-Milliarden-Dollar-Unternehmen, während Blockbuster 2010 Insolvenz anmelden musste. Die Transkripte der Gespräche zwischen den beiden Unternehmen sind legendär geworden.

Nokia

Nokia war in den 1990er und 2000er Jahren ein Synonym für Mobiltelefone. Mit robusten Geräten und innovativen Designs war das Unternehmen Marktführer im Mobilfunksektor. Doch als Smartphones aufkamen, insbesondere Apples iPhone und später Android-Geräte, konnte Nokia nicht Schritt halten. Statt auf das neue Ökosystem der Smartphones zu setzen, klammerten sie sich zu lange an ihre eigenen Betriebssysteme. Als sie schließlich den Wechsel zu Windows Phone versuchten, war es bereits zu spät. Nokia’s Handysparte wurde 2014 an Microsoft verkauft, und obwohl die Marke heute in neuer Form existiert, ist sie nur ein Schatten ihrer einstigen Größe.

Kreativität im Management

Kreativität wäre im Management ein entscheidender Faktor, um Unternehmen in einem sich ständig verändernden Marktumfeld wettbewerbsfähig zu halten. 

Meine Erfahrung ist aber, dass wichtige Gestaltungsfragen in Unternehmen oft gar nicht thematisiert werden – sei es aus Bequemlichkeit, aus Zeitmangel oder aus Ignoranz. Das kann dann für betroffene Kreative besonders frustrierend sein, die ja wissen wie wichtig formale Fragestellungen sind (lesen Sie hierzu gerne meinen Artikel zum Thema Corporate Design oder den Blogbeitrag zur „dunklen Seite des Marketings“).

Das Management empfindet Kreativität sogar oft als Bedrohung, da sie die etablierten Prozesse stören, den Status Quo in Frage stellen und Unvorhersehbarkeit mit sich bringen. Kreativität wird als Risiko angesehen, da sie zu Misserfolgen führen oder Änderungen in etablierten Arbeitsabläufen erfordern kann. Infolgedessen werden innovative Ideen unterdrückt zugunsten der Aufrechterhaltung von Kontrolle, Vorhersehbarkeit und kurzfristigen Ergebnissen. 

Das kann die Anpassungsfähigkeit des Unternehmens behindern, wie wir an den Beispielen oben gesehen haben und am besten wäre es wahrscheinlich, Kreativität im Management zu fördern und im Bewusstsein um ihre wirtschaftliche Notwendigkeit Freiräume dafür zu schaffen.

Dafür wiederum wäre es aber wünschenswert, wenn man zunächst mal verstünde, wie Kreativität überhaupt funktioniert. Das ist nämlich gar nicht so einfach. Wenn Sie das interessiert, möchte ich Ihnen einen Vortrag ans Herz legen.

Wie funktioniert Kreativität?

John Cleese war ein Mitglied der britischen Komikertruppe Monty Python, die ich sehr schätze und ich bin ein großer Fan seiner „Lecture about Creativity in Management“ aus dem Jahr 1991, wo er analytisch und humoristisch versucht zu erklären, wie Kreativität im Management funktionieren kann. Das Video dazu empfehle ich Ihnen in voller Länge und hoffe, dass es niemals aus Youtube gelöscht wird: John Cleese on Creativity In Management.

Hier sind die wichtigsten Aspekte seines Vortrags zusammengefasst:

  • Intelligenz: Kreativität hat nichts mit dem IQ zu tun und kreative Menschen sind nicht unbedingt intelligenter. Menschen, die man als kreativ wahrnimmt, haben die Fähigkeit, sich in eine bestimmte Stimmung zu versetzen, in der ihre natürliche Kreativität zum Tragen kommt. Kreativität wird von John Cleese als die Fähigkeit beschrieben, zu spielen und kindlich zu sein, Ideen ohne dass es einen unmittelbaren praktischen Nutzen gibt.
  • Offener vs. geschlossener Modus: Es gibt für Cleese einen „offenen“ und einen „geschlossenen“ Modus. Kreativität ist im geschlossenen Modus, in dem man eher ängstlich und ungeduldig und auf Pragmatismus fokussiert ist, nicht möglich. Der offene Modus ist entspannt, expansiv, kontemplativ, humorvoll und spielerisch. Im offenen Modus kommt die Kreativität zum Vorschein. Alexander Fleming entdeckte beispielsweise das Penicillin, weil er sich im offenen Modus befand. Menschen, die in Unternehmen damit betraut sind, wichtige Entscheidungen zu treffen und Probleme zu lösen, befindet sich fast zwangsläufig im geschlossenen Modus.
  • Kreativität braucht Zeit, da sie sich ziemlich ziellos und frei mit einem Problem beschäftigen können muss. Es ist absolut nicht planbar, ob und wann eine Lösung entsteht. Die kreativsten Menschen ertragen diesen Zustand und sind daran gewöhnt, für längere Zeit erstmal keine Lösung zu haben. Es ist tatsächlich entscheidend, die Geduld aufzubringen, die für eine originelle oder innovative Lösung notwendig ist.
  • Kreativität braucht Selbstvertrauen: Angst davor, einen Fehler zu machen, bremst die Kreativität massiv. Bei kreativen Prozessen gibt es keine Fehler. Selbstvertrauen erlaubt es, zu experimentieren und zu spielen, ohne Angst zu haben, etwas falsch zu machen. Deshalb schreibt man bei vielen Kreativitätstechniken Ideen auf, ohne sie sofort zu bewerten.
  • Humor ist hilfreich! Mit Humor kann man schnell vom geschlossenen Modus in den offenen Modus wechseln. Man kann sich auch mit ernsthaften Themen humorvoll beschäftigen und Humor ist ein Zeichen für Spontaneität und Verspieltheit – beides ist für Kreativität unerlässlich.
  • Laterales Denken: Neue Ideen entstehen, wenn man bekannte Aspekte auf eine neue Weise miteinander verbindet. Diese neuen Verbindungen können zu kreativen Lösungen führen. Hierbei hilft Intuition.

Cleese erörtert in seinem Vortrag außerdem, wie man die Kreativität in Unternehmen zuverlässig unterdrücken kann: zum Beispiel, indem man keinen Humor erlaubt, das Vertrauen der Mitarbeiter untergräbt, immer auf die Dringlichkeit jeder Sache beharrt und das Nachdenken über Probleme bestraft.

Cleese betont, wie wichtig der „offene Modus“ für die Kreativität ist. Er unterstreicht auch die Bedeutung, sich Zeit und Raum zu geben und wie wichtig es ist, dass man Vertrauen in den kreativen Prozess hat weil Angst ein todsicherer Feind jeder Kreativität ist. Schauen Sie sich den Vortrag an, er ist wirklich sehenswert!

Innovatoren sind meist Außenseiter

Angesichts des enormen Drucks, der in der Leistungsgesellschaft herrscht und angesichts der notwendigen Planbarkeit von Prozessen in Unternehmen, ist es vielleicht wenig verwunderlich, dass viele wirklich revolutionäre und bahnbrechende Werke oft gerade diejenigen erschaffen, die am Rande der Gesellschaft stehen und wenig zu verlieren haben. Diese Menschen haben die innere Freiheit und den Mut, Normen in Frage zu stellen und Neues zu schaffen. 

Obwohl Vincent van Gogh heute als einer der größten Maler der Geschichte gilt, wurde er zu Lebzeiten kaum anerkannt. Er litt unter psychischen Problemen und war oft isoliert, aber seine einzigartige Perspektive führte zu einigen der bekanntesten und revolutionärsten Kunstwerke der Welt. Galileo Galilei stellte als Astronom und Physiker die vorherrschenden Ansichten seiner Zeit in Frage und wurde dafür von der Kirche verfolgt. Seine Entdeckungen legten den Grundstein für die moderne Wissenschaft. Obwohl Nikola Tesla viele bahnbrechende Erfindungen machte, darunter Wechselstrom und drahtlose Kommunikation, wurde er oft von seinen Zeitgenossen übersehen und lebte in Armut. Seine Visionen und Erfindungen haben jedoch die moderne Technologie maßgeblich geprägt. 

Und wenn wir in die Welt des modernen Designs reinschauen, dann finde ich es auffällig, dass auch viele erfolgreiche Industriedesigner in ihrer Karriere große Kritik einstecken mussten, bevor sie Anerkennung fanden. Hier sind einige prominente Beispiele:

  • Dieter Rams: Ein deutscher Designer, bekannt für seine „10 Prinzipien guten Designs“. Er prägte das Design von Braun und Vitsœ für Jahrzehnte. Anfangs waren seine minimalistischen und funktionalen Designs aber für viele radikal und zu „anders“. Doch letztendlich setzten sich seine Prinzipien durch und beeinflussten Generationen von Designern, einschließlich Jony Ive, dem Designer des Apple iPhone.
  • Ray & Charles Eames: Dieses amerikanische Designer-Ehepaar ist bekannt für ihre außergewöhnlichen Möbel, Filme und Architekturprojekte. Zu Beginn ihrer Karriere wurden ihre innovativen Ansätze mit Fiberglas, Kunststoff und Draht sehr kritisch betrachtet, teilweise sogar ausgelacht. Doch mit der Zeit wurden ihre Produkte zu Designikonen. Wenn Sie einen Original Eames Lounge Chair besitzen wollen,  müssen Sie heute eine fünfstellige Summe dafür berappen.
  • Philippe Starck: Der französische Designer ist bekannt für seinen unkonventionellen Gestaltungsansatz, von Möbeln bis hin zu Zitronenpressen. Viele seiner Entwürfe wurden zu Beginn als zu avantgardistisch oder als bloße „Designkunst“ abgetan. Doch Starck blieb seinem Stil treu und hat inzwischen viele Designpreise gewonnen und wird weltweit anerkannt.
  • Ettore Sottsass: Der italienische Designer und Architekt war ein Schlüsselmitglied der Memphis-Gruppe in den 1980er Jahren. Seine lebhaften und unkonventionellen Designs – oft als Reaktion auf den gerade vorherrschenden Minimalismus – polarisierten, wurden als kitschig bezeichnet und übertrieben, eben weil nicht mehr die bloße Funktion im Vordergrund stand. Doch heute gelten sie als wichtige Beiträge zur Postmoderne und Objekte wie das Regal Carlton (1981) sind Ikonen der Popkultur.

Ich selbst habe erlebt, wie herausfordernd die Designwelt sein kann. Von meinen ersten Kunden wurde mir gesagt, ich sollte nicht aus einem simplen Veranstaltungsplakat eine Doktorarbeit machen. So nachvollziehbar diese Anforderung aus betriebswirtschaftlicher Sicht ist, zeigt sie dennoch den Konflikt des Gestalters: Die visuellen Entscheidungen, die es zu treffen gilt, sind jedes Mal die gleichen – und zwar unabhängig davon, wie hoch oder niedrig das Budget ist. Und die Kriterien, die erforderlich sind, sind aus Sicht des Gestalters ebenfalls stets die gleichen. Deshalb habe ich nach diesen Kriterien bei meinen Kunden gefragt und sie gebeten, mir klare Vorgaben zu machen, was sie mit dem zu gestaltenden Objekt aussagen wollen, welche „Sprache“ es sprechen soll, wen es ansprechen soll und in welcher Funktion es für diese Zielgruppe steht. Meine Auftraggeber reagierten häufig verständnislos und es gelang mir erst Jahre später, Auszeichnungen für meine Arbeit zu erhalten. 

Heute bin ich selbst auch Unternehmer und kenne den Konflikt zwischen Kreativität und Effizienz. Daher kann ich gut nachvollziehen, wie belastend es sein kann, wenn ein Gestalter sich mit hohem Anspruch mit einem Auftrag beschäftigt, der wirtschaftlich für den Auftraggeber garkeine besondere Priorität hat.

Strategien für Berufskreative

Falls Sie in einer Werbe- oder Designagentur arbeiten, Produkt- oder Industriedesigner sind, eine Architekturkarriere verfolgen oder sonstwie darauf angewiesen sind, mit ihrer Kreativität Geld zu verdienen und falls Sie sich fragen, wie man inmitten von Unverständnis und Selbstzweifeln seinen Weg finden kann und dabei seine Kreativität bewahren, dann habe ich ein paar Vorschläge für Sie:

  1. Halten Sie Ihrer Vision fest
    Oftmals sind die originellsten Ideen diejenigen, die anfangs auf den meisten Widerstand stoßen. Es kann hilfreich sein, sich Zeit für Selbstreflexion zu nehmen und die eigenen Intentionen und Motivationen zu überdenken. Anstatt ständig nach externer Validierung zu suchen, sollte man lernen, auf das eigene Urteilsvermögen und die eigene Intuition zu vertrauen. Tadao Ando, ein berühmter japanischer Architekt, hatte keine formelle Ausbildung in Architektur. Dennoch blieb er seiner Vision von Betonstrukturen, die mit natürlichem Licht spielen, treu. Trotz anfänglicher Kritik wurde sein minimalistischer und doch kraftvoller Stil schließlich weltweit anerkannt. Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Tadao_Andō#Leben
  2. Mut zur Anpassung
    Die eigene Kreativität ist fragil und da man – aufgrund des unsicheren Prozesses (siehe oben) – nie ganz sicher sein kann, auf der richtigen Spur zu sein, scheint es naheliegend zu sein, jeden Einfluss von Außen abzublocken. Dabei können Weiterbildungen und das Erlernen neuer Techniken oder das Vernetzen mit anderen Kreativen sehr hilfreich sein, um unterschiedliche Perspektiven zu erleben. Durch das ständige Hinzufügen neuer Fähigkeiten und das Anpassen an die Gesellschaft kann man sich – ökonomisch gesprochen – einen Wettbewerbsvorteil verschaffen und damit auch indirekt seine Selbstzweifel abmildern. Nehmen wir zum Beispiel den Architekten Frank Gehry. Seine ersten Entwürfe waren nicht immer populär, und oft stieß er auf Kritik. Doch durch Weiterbildung lernte er den Einsatz innovativer Materialien und Technologien. Erst dadurch konnte er einige der markantesten Gebäude der modernen Architektur gestalten. Sie werden mir sicherlich zustimmen, dass Gehry trotzdem noch immer eine Art Revoluzzer ist, dessen Arbeit niemals beliebig wirken wird.
  3. Finden Sie die richtige Art der Präsentation
    Ich bin ein großer Fan von  Issey Miyake, der japanische Designer und Modeschöpfer, der Technologie und Kunst miteinander verbindet. Seine Kleidungsstücke, oft charakterisiert durch plissierte Texturen und architektonische Formen, reflektieren seine tiefe Auseinandersetzung mit Material, Bewegung und Form. Nun könnte man solche Kollektionen einfach auf einem herkömmlichen Laufsteg zeigen, aber Miyake geht einen Schritt weiter. Seine Shows sind nicht nur dramaturgisch durchdacht, sie wirken manchmal sogar wie Tanztheater. Eine Aufführung, die für sich steht, bei der das Bühnenbild und die Aktionen auf der Bühne so wichtig sind wie die Mode, die sie inszenieren. Durch eine derart unkonventionelle Präsentation werden die Konzepte der Kollektion erlebbar und emotional kommuniziert. Wenn Sie selbst ein überzeugendes Konzept haben und einen Entwurf, der in Ihren Augen eine bahnbrechende Innovation darstellt, dann finden Sie eine adäquate Art der Präsentation! Das ist zwar deutlich mehr Arbeit als eine Powerpoint, aber solche Herangehensweisen können den Unterschied ausmachen. Sie geben Auftraggebern damit ganz andere Möglichkeiten, Ihre Entwürfe zu verstehen.

Es gibt natürlich noch viele weitere Strategien, wie man als Kreativer seinen Platz in der Welt findet. Persönliche Projekte können auch ein Ventil sein, wenn der Alltag nicht genug Spielraum für kreative Arbeit lässt. Ich schreibe zum Beispiel an diesem Blog und arbeite parallel an einem E-Commerce Projekt, das einen Fokus auf Kunst und Design hat. Ein unveröffentlicher Roman liegt in der Schublade.

Im Gleichgewicht zwischen Innovation und Effizienz

In einem gewinnorientierten Unternehmen ist es entscheidend, dass Mitarbeiter ihre Zeit und Energie in Projekte investieren, die direkt zum Unternehmenserfolg beitragen. Während persönliche kreative Projekte sicherlich zur individuellen Entwicklung beitragen können, müssen sie in einem geschäftlichen Kontext einen klaren Mehrwert bieten, um Ressourcen und Aufmerksamkeit zu rechtfertigen. Dafür macht es aber keinen Sinn, Kreativität ganz zu verbieten oder auf halber Strecke aufzugeben. Stattdessen wäre es meine Empfehlung, sich damit auseinander zu setzen, wie Kreativität funktioniert und sie dann gezielt in den Alltag einzubauen.

Ich hoffe, dass ich mit diesem Artikel etwas zum Verständnis von kreativen Prozessen beitragen konnte und freue mich auf Ihr Feedback.